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ASB Regionalverband Vorpommern-Greifswald e.V.

[26. November 2019] ASB-Jugendclub „Mühlentreff“ in Anklam.

„Diese Arbeit ist ein Geschenk“

Roderich Eichel leitet seit 20 Jahren den ASB-Jugendclub „Mühlentreff“ in Anklam. Wer mit Roderich Eichel durch die Anklamer Innenstadt spaziert, der sollte sich Zeit nehmen – viel Zeit. Der 51-Jährige ist eine Institution in der vorpommerschen Hansestadt. Immer wieder wird er gegrüßt – ein kurzer Schnack gehört selbstverständlich dazu. „Ich bin hier aufgewachsen – und möchte nicht weg von hier. Vorpommern ist meine Heimat“, sagt der gelernte Tischler, der seit 20 Jahren den ASB-Jugendclub „Mühlentreff“ leitet: „Diese Arbeit ist ein Geschenk.“

An diesem herrlichen Herbsttag strahlt die Sonne mitten in Roderich Eichels Gesicht, als er vor dem Jugendclub „Mühlentreff“ in Anklam mit Martin Meier sitzt und mit dem 16-Jährigen das Umklapp-Spiel zockt. Der 51-Jährige lächelt – wie fast immer. Es ist ein ganz besonderes Lächeln: ehrlich, freundlich und gewinnend. Roderich Eichel schafft es, mit diesem Lächeln Menschen zu begeistern – egal, ob alt oder jung.

Seine tiefe, sonore Stimme wirkt beruhigend. Keine Frage: Der Mann hat seinen inneren Frieden gefunden. Und das vermittelt er jeden Tag. Er greift langsam nach den Würfeln des Brettspiels und lässt diese über den Tisch tanzen. Hektische Bewegungen? Fehlanzeige. Roderich Eichel lehnt sich zurück und schließt kurz die Augen, als er über die Anfänge des Jugendclubs nachdenkt. „Damals wurde der Jugendclub von rechtorientierten Jugendlichen dominiert – es war eine Bruchbude“, erinnert sich der Hobby-Rennradfahrer. „Es war schwierig. Mein Ziel war es, ein System der Ordnung und Werte zu schaffen. Ich bin überzeugt, dass Regeln wichtig und gut sind – sie dienen als Orientierung für die Jugendlichen.“ 
Das Eichel-System

Das „Eichel-System“ ist längst etabliert und wird von den jungen Leuten nicht nur respektiert, sondern regelrecht gefordert. „Über die vielen Jahre hinweg haben sich bestimmte Spielregeln automatisiert. Die älteren Jugendlichen vermitteln den Jungen, worauf sie im Jugendclub zu achten haben. Das funktioniert – sehr gut“, meint Roderich Eichel, den eigentlich alle nur „Rodi“ nennen. Bei diesen Worten nickt Martin Meier: „Herr Eichel ist ein Freund – Streit gibt es hier nie. Ich mag alles, was es im Jugendclub gibt.“

Und der Jugendclub hat viel zu bieten: einen großen und gut ausgestatteten Sportraum, eine Musik- sowie eine Holz- und Fahrradwerkstatt. „Für mich muss alles eine Einheit ergeben. Ich sehe mich als Praxis-Anleiter“, erläutert Roderich Eichel seine Philosophie. Und eins passt da nicht rein: „Einen Fernseher oder eine Spielekonsole gibt es bei uns im Jugendclub nicht.“

Stolz zeigt Roderich Eichel alle Räumlichkeiten – auch den großen Saal, dessen Fußboden jedoch seine besten Tage längst erlebt hat. „Ein neuer Fußboden – das wäre noch ein großer Traum“, verrät der Leiter des ASB-Jugendclubs, der ganz genau weiß: „In den vergangenen Jahren ist viel Positives geschehen, die Jugendlichen haben sich zusammen mit dem ASB und dem Jugendamt für den Jugendclub eingesetzt und viel erreicht.“

Dass im Mühlentreff sehr gute Jugendarbeit geleistet wird, ist in Anklam bekannt – und wird honoriert: Der ASB-Jugendclub wird durch den Europäischen Sozialfonds, den Landkreis Vorpommern–Greifswald/Jugendamt, der Stadt Anklam und einzelnen Personen respektive Unternehmen gefördert. Einer der größten Förderer ist der Rotary-Club Anklam. „Durch die jahrelange Zusammenarbeit sind echte Freundschaften entstanden“, betont Roderich Eichel und fügt hinzu: „Wir pflegen einen guten Kontakt zu allen ortsansässigen Vereinen, nutzen und vernetzen jugendrelevanten Veranstaltungen der Region und freuen uns über einen großen Bekanntheitsgrad und viele wichtige Kooperationspartner aus Politik, Gesellschaft und der Wirtschaft.“ 
"Roderich Eichel strahl etwas ganz Besonderes aus"

Roderich Eichel ist ein Freund der klaren Worte – und er setzt konsequent auf Freundlichkeit. Das kommt bei den Jugendlichen wie auch bei den Kollegen sehr gut an. „Roderich Eichel strahlt etwas ganz Besonderes aus – er ist immer positiv gelaunt und hat immer ein Lächeln auf den Lippen. Zudem macht er keinen Wirbel um seine Person – es geht ihm immer um die Sache“, erklärt Sozialpädagogin Josephine Lorenz, die den Bereich „Jugend und Soziales“ beim Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) Regionalverband Vorpommern-Greifswald leitet. 

Ortswechsel – an diesem Nachmittag spazieren Roderich Eichel und Martin Meier zum Hafen der Hansestadt, durch den die Peene fließt. „Das ist ein herrliches Stückchen Erde“, betont der gebürtige Anklamer Roderich Eichel, der sich noch genau an seine Kindheit erinnern kann. Als er zwölf Jahre alt war, baute ihm sein Vater eine eigene Werkbank – die Liebe zum Holz und zum Drechseln war geweckt und ist bis heute geblieben.

Dazu kam die Freude am Sport – Rennradfahren und vor allem das Schwimmen sind Roderich Eichels große Leidenschaften. Er selbst ist Rettungsschwimmer und überwacht einmal in der Woche das „Früh-Schwimmen“ in der Anklamer Schwimmhalle. „Die Leute sind sehr dankbar, dass einer die Tür aufschließt und ein wachsames Auge hat – diese Dankbarkeit ist ehrlich. Und das zählt für mich am meisten“, sagt der zweifache Familienvater, der vor zwei Jahren zum ersten Mal Großvater wurde. 
Neues Projekt heißt Eggi

Von Altersmüdigkeit ist beim 51-Jährigen nichts zu spüren – ganz im Gegenteil. Momentan treibt er ein neues Projekt voran – es heißt „Eggi“ und ist ein Labrador. „Seit dem Frühjahr gehört der Hund zur Familie – und somit auch zum Jugendclub. Ich möchte ihn zum Begleithund ausbilden.“ Wer Roderich Eichel kennt, der weiß: Es wird ihm gelingen mit seiner ruhigen, unaufgeregten vorpommerischen Art – und mit einem Lächeln auf den Lippen. 

Die Vorurteile über Anklam und Vorpommern kennt Roderich Eichel unterdessen sehr genau – alles kaputt, nur rechtes Gedankengut und keine Weltoffenheit. Der 51-Jährige schüttelt bei diesen Aussagen nur den Kopf. „Ich mag die Menschen hier, sie sind bescheiden und bodenständig – zumindest die meisten. Klar, auch hier leben Idioten – aber die meisten Menschen sind herzensgut.“ Das beste Beispiel: Roderich Eichel.